Todescode. Thriller by Barry Eisler

Todescode. Thriller by Barry Eisler

Autor:Barry Eisler
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783104016375
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2011-07-26T22:00:00+00:00


19 Ritual

Sie fuhren schweigend durch Menlo Park, auf die Sand Hill Road und dann auf die I-280. Ben sah die grüne Hügellandschaft vorbeiziehen, der Himmel darüber stahlblau und mit leuchtend weißen Wolken betupft. Es war surreal.

Er hatte selten so wie jetzt mit den Folgen eines Jobs zu tun. Normalerweise verschwand er einfach, kappte jede Verbindung zu dem, was er hinter sich ließ. Doch jetzt hatte er alles auf einmal. Verrückterweise machte es ihm sogar irgendwie Spaß. Vielleicht lag es an den berauschenden Nachwirkungen dessen, was soeben passiert war, aber die ganze Situation war eine Riesenherausforderung, die er bislang ganz ordentlich gemeistert hatte.

Sie fuhren am Crystal Springs Reservoir vorbei; der Stausee erstreckte sich als glitzerndes blaues Band am Freeway entlang. Ben hatte lieber die I-280 genommen als die I-101, weil es die etwas gewundenere Strecke war und er so auf der Fahrt nach San Francisco mehr Zeit zum Nachdenken hatte. Aber jetzt war er obendrein froh über die Ausblicke, die sich ihm boten. Er hatte vergessen, wie schön die Strecke war. Die I-101 dagegen war schon in seiner Kindheit ein Schandfleck gewesen – eine endlose Aneinanderreihung von Reklametafeln und Lärmschutzwänden und Industriebauten, deren Rückseiten direkt bis an den Rand des Highways reichten.

»Wieso nach San Francisco?«, fragte Sarah. »Wieso nicht in ein Hotel am Flughafen? Das wäre anonym, oder? Und auch an der I-101 gibt es Dutzende Hotels.«

»Sie haben eben selbst gesagt, warum«, erwiderte Ben.

»Weil es mir als Erstes eingefallen ist?«

»Ganz genau. Wenn sie die Suche ausweiten, fangen sie als Erstes damit an.«

Es gab noch einen zweiten, wichtigeren Grund, den Ben allerdings unerwähnt ließ. In San Francisco hatte er bessere Möglichkeiten, die Frau zu testen und jeden zu überrumpeln, der aufgrund der Informationen aktiv wurde, mit der er sie versorgen würde.

»Ich weiß ja nicht, wie’s bei euch aussieht«, sagte Alex, »aber ich hab noch nicht gefrühstückt. Können wir vielleicht irgendwo haltmachen auf einen Kaffee, vielleicht mit einem Muffin?«

»Von mir aus«, sagte Ben.

»Ich kenn da ein gutes Café«, sagte Sarah. »Ritual Coffee Roasters, auf der Valencia Street, im Mission District. An der Ausfahrt San Jose Avenue runter, dann nach links auf –«

»Ich kenne den Weg zum Mission District«, sagte Alex. »Sagen Sie mir einfach welche Querstraßen.«

»Zwischen Twenty-first und Twenty-second.«

Ben behagte es gar nicht, dass Sarah das Lokal ausgesucht hatte, aber ihm fiel kein Grund ein, Einwände zu erheben. Sie hatte kein Handy. Sie konnte niemanden über irgendwas informieren. Wenn also das Ritual Coffee Roasters keine Fassade für irgendeine diabolische Organisation war, der Sarah angehörte, dürfte ihnen dort eigentlich nichts passieren.

Vorläufig.

Ben fiel das Café gleich an dem Pulk Menschen davor auf – eine Warteschlange, die gut fünf, sechs Meter lang war, überwiegend Hipster in den Zwanzigern, mit Gesichtsbehaarung und Piercings oder beidem. Auf einem roten Schild über der Tür war mit weißen Umrissen eine Kaffeetasse dargestellt, mit einem Stern darüber, der Ben vage an die Flagge des kommunistischen China erinnerte. Sie brauchten zehn Minuten für die Parkplatzsuche, da die Straße zugeparkt war und Ben nicht wollte, dass Alex den Wagen im Halteverbot abstellte, auch wenn sie nicht lange weg sein würden.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.